Innovation in der Geschichte am Beispiel Getreide, Mehl, Brot bis hin zum Windrad

Wie entstehen Innovationen? Teil 1: im Detail anhand der Geschichte von Mehl und Gebäck

​In unserer Zeit reflektieren wir oft über Innovationen in der Hightechbranche, Digitalisierung, Apps und Schlagwörter wie Industrie 4.0. In diesem Artikel möchte ich aber ganz bewusst in die Geschichte eintauchen, um deutlich zu machen, was Innovation in ihrem Kern ist, wozu sie da ist und wann sie sich durchsetzt. Also: Wie entsteht Innovation?

Ein Blick auf Getreide in der Menschheitsgeschichte

​Wer Urlaub auf Fuerteventura machen will, kann sich dort die Geschichte von Getreide und Mühlen ansehen. Bei kaum einem Gebiet wird so deutlich, was Innovation treibt, wie sie in die Welt kommt und wie sie unseren Alltag verbessert.

Ein kurzer Trip von der Urzeit bis zum Brot

In Urzeiten waren Menschen Nomaden. Sie sammelten und jagten, was die natürliche Umgebung bot. Die Natur des Menschen ist auch, die Umgebung verstehen zu wollen, und irgendwann fanden Nomaden durch Beobachtung und Überlegung heraus, wie Pflanzen entstehen und sich fortpflanzen. Die Idee, dass man Pflanzen auch bewusst säen und ernten kann, half vermutlich erst einmal den Nomaden, zu bestimmten Jahreszeiten an bestimmten Plätzen etwas vorzufinden was sie brauchten. Das führte dann zu einer neuen Kultur des Ackerbaus und dieser zur Sesshaftigkeit. Bauern sähten, ernteten, lagerten essbare Pflanzen. Das war die Basis für die Entstehung von Dörfern und von Kultur. Dann wurden Pflanzen nach Eignung selektiert und gezüchtet. Aus Wildgräsern entstanden die Getreidesorten.


Frische Pflanzen konnten nur begrenzte Zeit gelagert werden.Vermutlich beobachtete man, dass trockene Nahrung haltbar war, also versuchteman sie zu trocken oder sie so zu verarbeiten dass sie trocken wurden, auchdurch Sonne oder Feuer. Beim Lagern der Pflanzen fiel vermutlich auf, dass dieKörner (Samen) haltbar blieben, während die Stengel für den Mensch ungenießbarwurden. Und möglicherweise bemerkte man, dass der Inhalt der Getreidekörner dasNahrhafte und Schmackhafte am Getreide waren. 

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Die Bibel überliefert uns, dass Moses einen Traum desPharaos so übersetzte, dass 7 fette, dann 7 dürre Jahre kommen würden. Erempfahl, Getreidekammern zu bauen und 7 Jahre lang einzulagern, um in der Zeitder Dürre Nahrung zu haben. Daraufhin wurden riesige Getreidekammern gebaut undes kam wie prophezeit. Spätestens seit damals sind Getreidekammern alsInnovation bekannt.

Mit Wasser angerührte Getreidekörner waren vermutlichbesonders schmackhaft, wenn man sie vorher zerkleinert hat. Und schließlichentfernte man die Schalen, weil sie schlecht zu essen waren.

Zunächst schlug man mit Klöppeln auf das Getreide, die getrockneten Schalen sprangen auf, der Inhalt fiel heraus und konnte separiert werden. Das Mehl war erfunden.

In Fuertenevtura gibt es ein spezielles Brot, bei dem Mehlgeröstet wird, dann mit Wasser in eine Ziegenhaut gebracht und geschüttelt. Inder Sonne getrocknet erhält man so ein festes, schmackhaftes und haltbares Brot.

Getreide ERfindung des Dreschens

Hier ein Artikel über das Getreide dreschen unserer Ahnen auf moz.de: https://www.moz.de/landkreise/maerkisch-oderland/bad-freienwalde/artikel1/dg/0/1/982069/

Dass Fleisch durch Feuer verträglicher und schmackhafter gemacht werden konnte, wusste man bereits aus Erfahrung und so hat man vermutlich auch mit der Erhitzung von Pflanzen experimentiert. Auf Fuerteventura hat man erst das Mehl geröstet, mit Wasser gemischt und dann Brot „geschüttelt“. In anderen Kulturen hat man rohes Mehl mit Bindemitteln wie Milch oder Wasser verbunden und anschließend Brot daraus gebacken. Vermutlich weil Brot so sättigend war und von ganzjährig haltbarem Mehl gebacken werden konnte, setzte es sich auf der ganzen Welt durch.  In Ägypten wurde schon vor ca. 3000 Jahren entdeckt, dass das Beimischen von Hefe ein weiches, luftiges, gut schmeckendes Brot ermöglichte. 

Innovation Brotofen Fuertoventura

historischer Brot-Ofen auf Fuerteventura – Bild: © Christoph Ulrich Mayer

Die Innovation der Mühlen

​Da Mehl aus dem Getreide herauszuschlagen war anstrengend und verlustbehaftet. Irgendwann kam jemand auf die Idee, dass man die Körner auch durch zwei Steinscheiben, die gegeneinander gedreht werden, gerieben werden kann. Die Schalen fielen dabei am Rand heraus, das Mehl konnte so auch leichter getrennt werden. Das waren zunächst kleine Steinscheiben, die obere wurde mit der Hand per Hebel gedreht.

Innovtion Mahlstein historisch

historischer Mahlstein auf Fuerteventura – Bild © Christoph Ulrich Mayer

​Doch auch das war anstrengend und man musste stundenlang für ein bisschen Brot drehen. Also ersann man eine Mühle mit großen Steinen, die dann von Rindern oder Pferden an Holzstangen gedreht wurden. Mehrere Bauern schlossen sich zusammen und betrieben so eine Mühle. Es entstand der Beruf des Müllers. Und auch für den Beruf Steinmetz begann eine Blütezeit. Mühlsteine waren sogar eine wertvolle Tauschwährung dieser Zeit.

Innovation in der Geschichte

Mühlrad für Nutztiere auf Fuerteventura – Bild: © Christoph Ulrich Mayer 

Beschreibung der Innovation Mühlrad für Esel auf Fuerteventura

Beschreibung Mühlrad für Esel auf Fuerteventura – Bild: Christoph Ulrich Mayer

Doch auch die Tiere hatten wenig Freude daran im Kreis zulaufen, ein Müller oder Bauer musste dabei stehen und sie ständig antreiben,sie brauchten Nahrung und man brauchte sie für andere Arbeiten.

So kam jemand auf die Idee, die Kraft des Windes zu nützen. Das Rad war schon erfunden, auch Segelschiffe, die Windkraft nutzten. Man lernte, dass die Windkraft seitlich wirken kann, wenn man ein Holz oder Segel schräg montiert. Die Flügel wurden auf einem Rad montiert, das gelagert war, man hatte eine Drehung durch Wind. Da der Wind von der Seite kam musste man ein Winkelgetriebe entwickeln. Die Drehung des Rades wurde umgelenkt in eine senkrechte Achse, die wiederum die Mühlsteine drehte. 

historische Windmühle Modell Fuerteventura – Bild: © Christoph Ulrich Mayer

historische Windmühle Modell Fuerteventura – Bild: © Christoph Ulrich Mayer

Historische Windmühle Modell unten: die eigentliche Mühle

Historische Windmühle Modell unten: die eigentliche Mühle – Bild: © Christoph Ulrich Mayer

Die Holzgestelle waren instabil und konnten keine besonders großen Steine drehen. Außerdem verflog das Mehl bei Wind. Darum baute man massive Mühlen mit einem Unterbau aus Stein und einem Aufbau aus Holz. Die Mühlsteine waren direkt unter der Drehachse angebracht. Das aber bedeutete, dass man das Getreide hochtragen und die schweren Mehlsäcke heruntertragen musste.

Also erfand man eine Mehlrutsche, auf der das Mehl direkt vom Mühlstein in den Sack im Erdgeschoss rutschte. Später verlegte man den Mühlstein über eine lange Achse ganz nach unten, so musste man auch das Getreide nicht mehr hinauftragen. 

Windmühle heute auf Fuerteventura

Windmühle heute auf Fuerteventura – Bild: © Christoph Ulrich Mayer

Probleme gelöst!

So konnten also in kurzer Zeit große Mengen Mehl für Broterzeugt werden, man musste dafür nicht stundenlang mit Klöppeln schlagen, keineTiere mehr quälen und durchfüttern, der Müller musste nicht mehr jeden Tagzentnerweise Säcke herauf- und herunterschleppen.

Von da geht es natürlich weiter: In Gebieten mit Wasser wurden Wassermühlen gebaut. Umgekehrt wurden Windräder genützt, um Wasser aus dem Boden zu pumpen. Mühlen wurden dann mit elektrischen Motoren betrieben und Wind- und Wasserräder wurden genützt, um Strom zu erzeugen. Usw. Die modernen Windräder nützen immer noch die Innovationen von damals, kombiniert mit Neuerungen, die den aktuellen Herausforderungen Rechnung tragen.

So entsteht und funktioniert Innovation

Mit jeder Lösung schaffte man eine Erleichterung für denMensch. Das ist der Kern von Innovation im Sinn von wirtschaftlicher undtechnischer Entwicklung. Man erkennt ein Problem, denkt über Lösungen nach,verbindet etwas, das es schon gibt zu etwas Neuem und hat eine neueErleichterung.

Die Wahrnehmung von Problemen durch Beobachtung oderdurch selbst erleiden lässt uns nach Lösungen streben. Durch offene Augen und Kennenlernen verschiedener Ideen aus anderen Fachgebieten, Kulturen, Anwendungen, Natur usw.entstehen dann neue Ideen, wie mandas Problem löst. Dann entwickelt man eine neue Lösung. Diese ist aber nur ein Prototyp oder ein Zwischenschritt zu einer größeren Lösung (siehe Handstein ->Mühlstein) oder einer noch besseren Lösung (z.B. Erleichterung der Tragearbeit der Müller). Nicht immer wirdetwas gleich zu Ende gedacht und doch setzt sich der neue Ansatz schnell durch,wenn er einen wirklichen Vorteil bildet.

Diese Prinzipien werden mit „Design Thinking“ beschrieben.Im Gegensatz zu den bisherigen Innovationsprozessen in Unternehmen wird ganzklar der Kunde, seine Probleme, Bedürfnisse und Wünsche in den Mittelpunkt gestellt.Design Thinking orientiert sich nicht an Wettbewerbern (faktisch schonVergangenheit) oder hausinterner Technikevolution (am Markt vorbei?) sondern andem was den Kunden zukünftig begeistern wird.

Das Perfect Match Business Modelling® geht noch darüber hinaus. Sie vervollkommnet diesen Ansatz durch Integration der Erkenntnisse von Lean und agiler Produktentwicklung. Interessanterweise werden dadurch die Geschäftsprozesse nicht komplexer, sondern, im Gegenteil, es entsteht ein vereinfachter Geschäftsprozess, der das Unternehmen auf ein neue Level von Effizienz bringt. Sowohl Prozesseffizienz als auch Markteffizienz werden signifikant gesteigert.

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