Thomas Cook in Insolvenz – deshalb kam es dazu, was waren die disruptiven Innovationen?
Thomas Cook meldete am 23.9.2019 Insolvenz an. Für das Management konnte das nicht überraschend kommen, denn der Reisemarkt hat sich weiterentwickelt.
Im Jahr 1845 organisierte Thomas Cook die ersten Reisen nach Liverpool, 1855 Reisen in Europa. Hat sich ein unglaublich lange existierendes Geschäftsmodell überlebt?
Insolvenz
In Deutschland hat die Thomas Cook Touristik GmbH und die Bucher & Öger Tours GmbH am 25.9. Insolvenz angemeldet, zur Unternehmensgruppe gehören auch Neckermann Reisen, Thomas Cook Signature, Öger Tours, Bucher Reisen und Air Marin. Rund 600.000 Menschen sind zu diesem Zeitpunkt über den Veranstalter verreist und müssen bangen, erst einmal nicht zurück reisen zu können. Der Insolvenzverwalter schreibt, dass für die deutsche Belegschaft von 2000 Mitarbeitern nicht alle Hoffnung verloren sei. Die Fluggesellschaft Condor ist für sich rentabel. Doch der Mutterkonzern wird wohl nicht zu retten sein.
Entwicklungen
In den 1990er Jahren ging man noch in ein Reisebüro, um seinen Urlaub oder Geschäftsreisen zu buchen. Als das Internet Verbreitung fand, übernahmen mehr und mehr Reiseportale diese Rolle. Heute buchen die meisten Menschen online. Thomas Cook Angebote sind in diesen Portalen sehr gut vertreten.
Aber durch den Brexit-Beschluss und die schwache Währungsentwicklung des Pfund verteuerten sich für Engländer die Reisen ins Ausland. Der Trend ging zu Inlandreisen. Thomas Cook hat dieser Entwicklung nicht Rechnung getragen. Auch der Rückgang des Filialgeschäfts führete wohl nicht zu einer Reduktion, weltweit gibt es immer noch 500 Filialen.
Ein wichtiges Problem waren wohl die Übernahmen anderer Unternehmen durch Thomas Cook. So nahm die Group 2009 1,5 Mrd. Euro Kredit auf, um die aus Karstadt/Quelle entstandenen Konzern Arcandor zu übernehmen, Öger Tours wurde Teil des Konzern, der russische Veranstalter Intourist in 2011 ebenfalls. Bei Konkurs fehlten dem Konzern rund 200 Mrd. Euro, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Doch weder Banken noch die britische Regierung glaubten an eine langfristige Existenzfähigkeit des Konzerns. Also letztlich scheiterte die Finanzierung an der Funktionsfähigkeit des Geschäftsmodells.
Geschäftsmodell
Die Frage ist nun, ist der Bedarf heute anders, hat sich das Geschäftsmodell als Solches überlebt oder welche Lehren muss man daraus ziehen? Der Chef des größten Reiseveranstatlers Tui, Friedrich Joussen, glaubt nach wie vor an sein Geschäftsmodell. Tui macht jedoch 70% seines Geschäfts mit Hotels, Kreuzfahrtschiffen und Vor-Ort-Aktivitäten. Das klassische Pauschalreiseangebot ist jedoch rückläufig, es gibt Überkapazitäten.